Ammann Hermann 1892 bis ...

 Redaktionsmitglied «Der Schweizer Photohändler» 1955 -

Quelle: «Der Schweizer Photohändler» 1967
Es war ein wundersamer Beginn, als Hermann Ammann am 8. Mai 1892 in Frauenfeld zur Welt kam. An einem Sonntag, der Himmel war blau, die Amseln sangen und der Flieder blühte. Ist es da verwunderlich, dass die junge Mutter ihrem ersten Sohn von ganzem Herzen ein sonniges Leben - wie eben jener Maienmorgen war - wünschte? Ihm folgten noch fünf Geschwister, und die damit verbundenen Babysitter-Pflichten waren gar nicht immer in seinem Sinn. Dabei war es doch viel interessanter, einem Frosch nachzuspringen und sein Leben zu belauschen, als den Kinderwagen zu schieben. Aber eben, man war schon damals nicht frei, zu tun, was einem gefiel. 

Leider erkrankte der Vater sehr früh und liess die Familie zurück zu einer Zeit, da ihn der Sohn Hermann, besonders in den Flegeljahren, noch sehr dringend gebraucht hätte. Die gute Mutter konnte diese väterliche Stütze, schon aus Zeitmangel, nicht voll ersetzen, und der junge Mensch bekam mehr nur körperliche Pflege, während die seelische Pflege zu kurz kam. Dabei gab es so viel Interessantes, das unbeantwortet blieb und wonach er vergebens forschte. So trieb das junge Bäumchen verschiedenste Schosse und war gar nicht so fromm und folgsam, wie es sich die Mutter gewünscht hätte. Sehr früh schon kam Hermann von daheim fort in die Fremde und dabei auch nach Zürich. Er versuchte manches, musste aber als Ältester einen Beruf ohne Befriedigung und Aussicht auf selbständige Tätigkeit erlernen.

 

Photographieren interessierte ihn auch, und bei einer Aufnahme auf dem Zürichsee mit dem berühmten Blick gegen Quaibrücke und die Kirchtürme der Altstadt entdeckte er ein kleines Boot mit einem Pärchen darin. Dieses bat er dann, es als günstigen Vordergrund auf seine Aufnahme nehmen zu dürfen. Die beiden wünschten begeistert auch einen Abzug. Da knackte es auch im Gehirn des Hermann Ammann und brachte ihn auf die Idee, dieses Photographieren beruflich zu betreiben. In Wollishofen fand die Wasserratte bald eine Bude, sehr bescheiden, aber ganz nah am See mit einem Laubsack und Vorhang. Zuerst wurde ein Paddelboot gebastelt, dann hinein mit der Kamera. So wurde jahrelang hart gearbeitet. Am Tag Aufnahmen, nachts verarbeitet und am nächsten Tag auf die Post gebracht. 

So kamen langsam die Mittel für den Aufbau eines Ladengeschäftes zusammen, und trotz Arbeitslosigkeit in jenen Krisenjahren wagte es Hermann Ammann, 1931 am Stadelhoferbahnhof mit seiner ersten Frau zusammen das Geschäft zu eröffnen und auch den Photohandel aufzunehmen. Noch nicht lange verheiratet, verlor er schon bald seine treue Mitarbeiterin. Sie war schwer erkrankt, und auch Davos brachte keine Heilung und Rettung mehr. Damals entsprach sein Leben keineswegs den Wünschen seiner Mutter 

1939 verheiratete er sich zum zweiten Mal mit Doris Waldburger, die tapfer zu ihm stand und half, den verwaisten Betrieb aufrecht zu erhalten und ihm gleichzeitig das Heim zu bieten. Die beiden bauten in steter Harmonie den Betrieb aus, der einen sehr guten Namen für ausgezeichnete Amateurarbeiten wie auch für Porträtaufnahmen gewann und behielt. Die Voraussage seiner Mutter schien sich doch noch zu erfüllen. 

Schon im Jahre 1937 stellte sich Hermann Ammann für den Vorstand der aufstrebenden Sektion Zürich des SVPG zur Verfügung. Er war kein stürmisches Mitglied des Vorstandes, aber seine Kollegen lernten ihn gerade wegen seiner Bedachtsamkeit und der zähen Verfolgung des einmal als gut Erkannten schätzen. Nicht gerade redelustig, aber stets aufmerksam nahm er während 21 Jahren Anteil am Erfolg der Sektion Zürich und ihrer Mitglieder, die erkannt hatten, was Solidarität unter Berufskollegen zustande bringt. Stets stand er zur Verfügung. Im Jahre 1957 zog er sich mit dem Dank der Sektion, zu deren Ehrenmitglied er ernannt wurde, aus dem Vorstand zurück. 

Seit 1942 als Revisor der Verlagsgenossenschaft «Der Schweizer Photohändler» tätig und 1955 in die Redaktionskommission gewählt, arbeitete er mit und tut es heute noch, die Geschicke des Photo-Detailhandels im Fachblatt zu gestalten. Manch guter Gedanke entsprang auch seinen Überlegungen und zeigte, dass Hermann Ammann rüstig geblieben ist, nicht nur in seinem Lieblingselement, dem Wasser, sondern auch im Geiste. Nachdem er seinen Betrieb am Stadelhoferbahnhof 1957 verkauft hatte, verfügte er ja über genügend Zeit, sich mit den neuen und schweren Problemen des Photohandels auseinanderzusetzen. Seine Kollegen schätzen ihn auf jeden Fall als guten Kameraden. 

Am 8. Mai 1967 ist er 75 Jahre alt geworden. Sein Leben war ein Auf und Ab und wieder hinauf. Er stellt den heute nicht mehr so oft zu findenden Typus des Mannes dar, der ohne nennenswerte materielle Güter, aber mit einem zähen Willen seinen Beruf suchte und fand, sich in demselben vorwärts arbeitete, seine eigene Weiterbildung nicht vergass und zudem daran dachte, seine Mitarbeiter in irgendeiner Form am Geschäftsergebnis zu interessieren. Damit war er vielen seiner Kollegen um Jahre voraus. Seine zweite Frau war ihm in diesen Zeiten des Aufstieges und Kampfes um die Bewährung eine wahrhafte Partnerin, die sich uneigennützig und mit ihrer vollen Kraft für das Ganze einsetzte und überall Hand bot. 

Die Devise dieser beiden Kämpfer im Geschäftsleben war: Der Kunde soll stets den Eindruck haben, dass uns an seiner Zufriedenheit mindestens soviel liegt wie an seinem Geld. Dieser Grundsatz lohnt sich! 

Wir aber, lieber Hermann, die wir so viele Jahre mit Dir zusammen arbeiten durften, wir wünschen Dir an dieser Lebensschwelle der 75 Jahre noch manchen schönen Maientag, an dem der Himmel blau ist, die Amseln singen und der Flieder blüht. Du bist ja noch heute für das Schöne empfänglich! 

Wir danken Dir für Dein treues Wirken.                                 Die Redaktionskommission