Badrutt Pierre 1937 bis 2014

Zum Gedenken an Pierre Badrutt                                                              
(Der Greifensteiner 18. April 2014)
A. Wolfgang Schutz 

Pierre Badrutt 1937 – 2014 Foto: Heiri Mächler

An einem Sonntagmorgen stand er da. Der Mann mit dem schwarzen Hut, auf der Suche nach seinen Vorfahren: Pierre Badrutt. Wir trafen uns in der Stube meines Vaters, zusammen mit Georg Janett. Sofort kam ein interessantes Gespräch in Gang. Jakob Schutz und Georg Janett erinnerten sich: An Pierres Grossonkel Theodor Badrutt, der wegen einer verschmähten Liebschaft depressiv geworden sein soll, an seine Urgrossmutter Catharina Badrutt-Sommerau, an die beiden Davoser Hockeyspieler Badrutt, an Pierres Grossvater Johann, den Davoser Polizeidirektor und dessen Bruder Toni Badrutt-Wolf, zuerst Landwirt in Filisur, später Hotelier in Davos.

 Pierre wurde am 5. November 1937 in St. Mendé bei Paris geboren, wo sein Vater Direktor einer Fabrik war. Seine Mutter war Französin. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als die Lage in Frankreich immer gefährlicher wurde, schickte man den 3-jährigen Knaben zu den Grosseltern nach Davos, wo Pierre bis Kriegsende weilte. Natürlich galt es zuerst die deutsche Sprache zu erlernen. Seine geliebten Grosseltern waren seine Lehrmeister. Eines Tages hörte er seinen Neni mit dessen Bruder in einer ihm unbekannten Sprache miteinander sprechen. Es war der romanische Filisurer Dorfdialekt!

Die weitere Schulzeit und Jugend verbrachte er zusammen mit zwei Brüdern in der Nähe von Lyon und im Elsass. Nach der Schulzeit absolvierte Pierre bei seiner Tante im Hotel Grischuna in Davos ein Praktikum und besuchte anschliessend die Hotelfachschule in Lausanne. Gut ausgebildet und inzwischen verheiratet führte er verschiedene Hotelbetriebe in Davos, Valbella und Chur.

Guter Beruf, Familie, drei Kinder: Das Glück schien perfekt.  Doch dann kam der Bruch: Finanzielle Krise, Alkohol, Scheidung.
Schwere Jahre folgten.

Aber Pierre rappelte sich mit französischem Elan und bündnerischer Hartnäckigkeit wieder auf. Er eignete sich digitales Wissen und Können an und fand eine Stelle bei der UBS in Zürich. Als offener und gesprächiger Mensch baute er sich auch dort rasch einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis auf. Nach einigen Jahren bei der Bank liess er sich vorzeitig pensionieren. 
Nun hatte er endlich Zeit seinen unermüdlichen Forschungsdrang auszuleben: Familienforschung im Schanfigg, Engadin, Davos - und eben in Filisur. Pierre war angekommen. Er hatte seine Heimat gefunden, nahm hier Wohnsitz, kaufte das ehemalige Sektionshaus der RhB, die «Villa», liess das Haus umbauen und renovieren:

Im unteren Stock richtete er sein Museum ein. Einerseits ein privates Bahnmuseum, andererseits sein «Museum der Bündner Photographen des 19. Jahrhunderts». Mit viel Eifer hatte er über Jahrzehnte reichhaltiges und darunter auch viel bis dahin unbekanntes Material zu diesen Themen zusammengetragen. Daneben ordnete er die Siegelsammlung des Rhätischen Museums in Chur, bot Dorfführungen an, engagierte sich im Curling-Club Filisur, pflegte seinen Garten, bekochte Besucher mit seinem Polenta-Capuns, stellte seinen «Sirup da Strias» her- ein Hexengetränk aus Vogelbeerblüten..Es bliebe noch vieles aufzuzählen

 Mit vollem Engagement war er von Anfang an bei der Gestaltung unseres Dorfblattes «Der Greifensteiner» dabei und hat dieses wesentlich mitgeprägt. Mit schwindenden Kräften hat er noch die letzte Herbstnummer redigiert, nachdem die schleichende Krankheit seine immense Schaffenskraft bereits stark reduziert hatte.

 Wissend um die schwere Krankheit trank er bis zuletzt seinen schwarzen Kaffee, trug seinen schwarzen Hut und behielt seinen schwarzen Humor. Umsorgt von seinen Kindern und seiner Freundin Josianne verbrachte er die letzten Wochen in seinem geliebten Zuhause und erfreute sich an den Besuchen und Anrufen seiner vielen Bekannten und Freunde. Eine besondere Freude war ihm das Wiedersehen mit seinen Enkelkindern.

Nach kurzem Spitalaufenthalt in Davos schloss er am 10. März seine Augen für immer. Zusammen mit seiner Familie und unzähligen Freunden und Bekannten trauere ich um einen ungewöhnlichen Freund und Mitmenschen.

Cher Pierre, repasa in pasch