Ecker Willhelm

Leben, Wirken und Tod 17. September 1882 bis September 1964

Der Kreis der prominenten, der profilierten Veteranen aus der Anfangsgeschichte des «Bundes schweiz. Händler photographischer Artikel, im Jahre 1936 zum «Schweiz. Verband für Photohandel und Gwerbe» umgebaut, hat sich wiederum verkleinert. Wilhelm Ecker, Luzern, seinerzeit ein Eckpfeiler des «Bundes», der viele Photohändler mit seiner äusserst sorgfältig geführten und wirkliche Qualitätsarbeit liefernden Photowerkstätte bediente und immer wieder das Neueste zu bieten vermochte (er war der erste, Kopie mit dem weissen Rand schuf), ist dahingegangen im 82. Lebensjahr. Ein Mann, der seine Zeit und sein Wissen und Können nicht nur den eigenen Betrieben dem Hauptgeschäft für Optik-Photo-Kino am Kapellplatz 10, dem Filialbetrieb am Schweizerhofquai sowie der Photowerkstätte an der Weggisgasse 14, Luzern, sondern auch den Berufsverbänden weitgehend zur Verfügung stellte.

Geboren am 3. November 1882 in Luzern als Bürger von Zürich und später auch von Luzern, wuchs Wilhelm Ecker im Kreise seiner Familie, dem tüchtigen Opticus Wilhelm Ecker und seiner nicht minder geschäftstüchtigen Mutter, einer geborenen Vonmoos, im Erlacherhof am Kapellplatz in Luzern auf. Nach durchlaufener Primar und Realschule trat er bereits mit 15 Jahren bei seinem Vater in die Lehre als Optiker. Diese Lehre war hart. Vater Ecker verlangte präzise Arbeit. Dabei galt nicht der 8-Stundentag. Nach bestandener Lehre ging der junge Mann zu Studienzwecken ins Ausland als Volontär zu Kodak, Paris, wo er sich gründlich im Photofach umsehen und ausbilden konnte. Ein Jahr später besuchte er auch London, wo er die Verhältnisse in den Läden studierte und daneben Land und Leute kennen zu lernen suchte.

Noch mit 40 Jahren erwarb er sich auch das Diplom als Optikermeister in Jena. Das Interesse für die aufkommende Photographie packte ihn so stark, dass er gleich nach seiner Rückkehr daran ging, zuerst ge¬gen den Willen seines Vaters, aber mit Unterstützung der Mutter, sich in den Kellerräumen eine Werkstätte für Photoamateurarbeiten einzubauen. Darin durfte er aber nur abends und nachts und ohne Hilfskräfte arbeiten. Um die Jahre 1910/12 setzte sich der junge Mitarbeiter mit seiner Idee der Aufnahme von Photo ins väterliche Geschäft doch durch und trat darauf in den kurz vorher gegründeten «Bund schweiz. Händler photographischer Artikel» in, dem er seine ganze Kraft lieh.

Nachdem er nach dem Tode seines Vaters 1917 das Geschäft übernommen hatte, gliederte er sich 1918 trotz der Krisenzeit nach den ersten Weltkrieg gleich auch das vormalige Optikergeschäft F. Kuhn am Schweizerhofquai an, um es als Filialbetrieb zu führen.1925 erbaute er nach eigenen Plänen, was besonders die klug ausgedachten Einrichtungen der heute noch bestehenden Photowerkstätte betrifft, das Geschäftshaus an der Weggisgasse 14. Diese Werkstätte arbeitete nicht nur für den Amateurbetrieb der eigenen Ladengeschäfte, sondern auch für Photohändler der ganzen Schweiz. Aus jener Zeit ist der Name Wilhelm Ecker auch mir geläufig und bekannt geworden.

Einen guten Einblick geben persönliche Angaben des Verstorbenen, wonach in jenen Jahren bis zu 200 Filme im Tag und bis zu 3000 Kopien bei einem Personalbestand von 8-9 Personen, dazu Pathe-Baby-Filme, Umkehrfilme 16 und 35 mm (letztere bis heute) in allen Längen entwickelt und kopiert wurden. Die Firma Wilhelm Ecker war in den Jahren 1920 bis 1925 sozusagen konkurrenzlos und bekannt für gute Arbeit in Photo und Optik.

Ab 1928 dagegen machte sich auch Konkurrenz bemerkbar. Damals gab es noch kein gelerntes Personal; keine ausgebildeten Photolaboranten. Alles Wissen mussten Wilhelm Ecker und seine ersten Mitarbeiter aus der jeweils neuesten Fachliteratur erarbeiten und weitergeben. Dabei hören wir mit Interesse, dass der heutige Werkstättechef bereits seit 1911 im Betrieb tätig ist. Wilhelm Ecker schätzte treues, gut eingearbeitetes Personal als wichtigstes Aktivum seiner Firma.

1955 wurde das Geschäft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, der Wilhelm Ecker noch bis 1960 als Präsident vorstand. Unter Berücksichtigung seiner Leistungen im Betrieb und seines Alters übergab er darauf Leitung und Aktienmehrheit seinem langjährigen und verdienten Mitarbeiter und Geschäftsleiter Eduard Barth. Auf den 31. Dezember 1961 zog er sich endgültig vom Geschäft zurück. Sein grösster Wunsch war, nun eine zusammenfassende Lebensgeschichte über das Werden und Wachsen des Geschäftes, die durchlaufenen Zeiten und seine eigene Tätigkeit in den verschiedenen Branchenverbänden sowohl wie auch im öffentlichen Leben für Handel und Verkehr zu schreiben. Leider sollte es nicht mehr dazu kommen.

Die so skeptisch blickenden Augen, sein scharfer Verstand und sein gutes Herz haben es vollbracht, in 63jähriger Tätigkeit, wovon 43 Jahre in selbständiger Stellung, ein Arbeitsteam zu schmieden, mit dem er, wie schon seine Eltern, Kaiser, Königinnen und viele berühmte Grössen ihrer Zeit bedienen durfte und auch konnte. Aufzeichnungen, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden, ergeben folgende lebhafte Schilderung dieser teilweise vergangenen Zeiten :
«In ruhiger, steter Entwicklung vergingen die Jahre 1905 bis 1910, bis ein für die Firma denkwürdiges Ereignis eintrat, die grosse Überschwemmung in Luzern (analog der Einfrierung des Zürichsees im Winter 1928 / 29). Während dieser Überschwemmungszeit hatten wir in der glücklicherweise trocken gebliebenen Werkstätte im Keller viel zu tun, da nicht nur die Einheimischen, sondern auch die zahlreichen Fremden ungezählte Aufnahmen machten.

Ich war schon damals für erstklassige Verarbeitung bekannt, und viele Kunden sandten mir ihre Aufnahmen sogar vom Ausland zur Ausarbeitung. Eine erfreuliche Sammlung von Anerkennungsschreiben belegt dies. Ein Kunde aus New York, der die erste Fahrt des Zeppelin nach Amerika mitmachte, sandte mir von Bord des Luftschiffes einen besonderen Dank.» Als bemerkenswert bezeichnet Wilhelm Ecker die Tatsache, dass damals die Kunden gewöhnt wa-ren, Rechnungen zu bezahlen und daran nicht durch ihre Regierungen gehindert wurden eine Anspielung auf die Devisenmassnahmen der uns umgebenden Staaten.

Dann heisst es weiter: «Wirkliche Könige zählten und zählen zu den Kunden meiner Firma. Da war Königin Viktoria von England, die im Sommer 1868 beim Vorgänger meines Vaters einkaufte. Später bediente meine Mutter im Laden die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, die 1898 in Genf ermordet wurde, Katharine Dolgoruki, die morganatische Gattin des Zaren Alexander II, Kaiser Karl von Oesterreich und seine Familie, mehrere Erzherzöge, den König von Griechenland und dessen Familie, den verunglückten König Albert von Belgien, dessen Nachfolger König Leopold und seine bei einem Autounfall in Küssnacht am Rigi ums Leben gekommene Gemahlin Astrid, verschiedene Maharadschahs, die mit His Highness' angeredet sein wollten, amerikanische Industrie-Könige, Politiker aus aller Welt. Persönlich habe ich mich allen meinen Kunden gegenüber stets gleichmässig demokratisch verhalten.»

Und dieses gleichmässig demokratische Verhalten hat sich im allgemeinen Umgang mit Wilhelm Ecker immer wieder feststellen lassen. Er war ein starker, aber offener Charakter und wusste, was er wollte; denn er kannte die Welt. Offen und nachdrücklich vertrat er seine Überzeugung und legte die Worte manchmal nicht auf die Goldwaage. Der Anschluss an ihn gelang oft nur langsam; wenn er die Situation aber erkannt hatte, dann half er tapfer mit, besonders auch im Verbandsgeschehen.

Er fand in den Jahren 1920 bis 1959 auch noch Zeit, die Interessen der Stadt Luzern am Fremdenverkehr in der Verkehrskommission des Verkehrsvereins zu vertreten. Auch im Rotary Club war er fleissig zu sehen. Mit Liebe und stürmischem Eifer gründete er mit Gleichgesinnten 1925 die Interessengemeinschaft für den Handel mit optischen Waren in der Schweiz (I. G.), und 1928 war es die Internationale Optiker-Liga, die er aus der Taufe heben half und die ihn seiner wertvollen Mitarbeit wegen zum ersten Präsidenten wählen wollte. Dies lehnte Wilhelm Ecker jedoch ab mit dem Hinweis darauf, dass die kleine Schweiz den finanziellen Anforderungen dieser Organisation doch nicht restlos gewachsen wäre.

Stark beanspruchte ihn der schweizerische Verband der Optikermeister, dem er acht Jahre als Vizepräsident resp. Präsident vorstand. Natürlich war er auch Mitglied der Vereinigung der Luzerner Optikermeister und der Vereinigung Luzerner Kaufleute, welch letztere ihn zu ihrem Ehrenmitglied ernannte.

Für uns Photohändler wertvoll war seine aktive Mitwirkung während vieler Jahre im Vorstand des «Bundes schweiz. Händler photographischer Artikel» und in dessen paritätischer Kommission, der sogenannten Achterkommission. Er erschien schon 1921 als Berichterstatter von Konferenzen mit Lieferanten im Ausland in den Akten. Wo es sich um die Wahrung des Ansehens unseres Berufsverbandes, um eine bessere Zusammenarbeit zwischen ausländischen Lieferanten und inländischen Fachgeschäften ging, da liess sich der Eidgenosse Wilhelm Ecker willig einsetzen und verstand es auch zu kämpfen.

Nachdem der «Bund» sich in den Jahren nach 1936 zum «Schweiz. Verband für Photohandel und -Gewerbe» gewandelt hatte, blieb der Verstorbene dem Verband weiterhin treu, zog sich aber von aktiver Mitarbeit im Vorstand zurück. Dagegen galt seine Liebe der im Jahre 1942 gegründeten ersten Photo-Erfa-Gruppe für Erfahrungsaustausch, die zehn Mitgliedsfirmen von Genf bis nach St. Gallen umschloss und bis zur Gegenwart unter der sorgfältigen Leitung unseres leider ebenfalls verstorbenen Max Saager, Zürich, viel dazu beitrug, Unterlagen für die Berechnung der Kosten der Photowerkstätten usw. zu beschaffen. Der Schreibende, dessen Einstellung 1936 von Wilhelm Ecker nicht recht verstanden wurde, hat sich dagegen bei der Zusammenarbeit in der Erfagruppe wieder mit ihm ausgesöhnt. Hier vermochte er sich auch von der trocken-humoristischen, menschlichen Seite zu zeigen. Diese freundschaftlichen Zusammenkünfte dienten ihm einerseits zur Entspannung, andererseits zur Aufladung. Gerade die Mitglieder der Erfagruppe werden den Hinschied dieses wertvollen Menschen mit schmerzlichen Gefühlen zur Kenntnis nehmen.

Die beiden Weltkriege machte unser Freund als Oberleutnant mit und erzählte gern von den Erlebnissen mit seinen Mannen, die ihn gern hatten trotz der manchmal etwas stachligen Schale, die einen guten Kern, sein warmes Herz, verdeckte, das in der Fürsorge für Familie, Personal, Kameraden und in der Anhänglichkeit an seine Freunde zum Vorschein kam.

Wir alle trauern um solch starke Menschen; mit uns trauern aber auch die schwergeprüfte Gattin, vier Kinder und seine Schwester Klara. Wilhelm Ecker liebte seine Familie. Seine Angehöriger wiederum vergalten ihm diese Liebe während der mühevollen Krankenzeit, als ein allmählicher Kräftezerfall und ein im Januar erlittener Herzinfarkt dem Leben alle Freude zu entziehen drohten Wer weiss, wie bitter schwer solche Leidenszeit durchzustehen ist, der weiss auch um die Kraft jedes lieben Wortes und sorgsamer Pflege.

Wir versichern die Familienangehörigen unserer aufrichtigen und herzlichen Anteilnahme und danken ihnen gleichzeitig für alles Liebe und Gute, das sie dem Verstorbenen entgegengebracht haben. Er wird auch in unserer Erinnerung und unserem Gebet eingeschlossen sein