Bären Foto Optik AG Zürich 1985

Hermann Bär (62), Inhaber der Firma «Foto Bären Optik AG» in Zürich an exquisiter Lage an der Löwenstrasse, 200 Meter vom Hauptausgang des Bahnhofs entfernt, hat uns in liebenswürdiger Weise ein paar Fragen beantwortet, die sicher für jeden Photohändler von Interesse sind.

PR: Herr Bär, warum sind Sie Photohändler geworden?
HB: Meine Eltern haben 1913 dieses Geschäft gegründet, da war es gegeben, dass ich es weiterführte.

PR: Welche Ausbildung haben Sie genossen?
HB: Ich ging in Zürich zur Schule, habe die Handelsschule durchlaufen, mit Diplomabschluss und war dann längere Zeit kaufmännisch tätig. 1948 bin ich in das elterliche Geschäft eingetreten, das zu dieser Zeit meine Mutter nach dem frühen Tode meines Vaters führte. Ich habe dann das Geschäft bald auf eigene Rechnung übernommen.

PR: Was braucht es für Voraussetzungen, dass man in dieser Branche Erfolg hat?
HB: Neben den Fachkenntnissen muss man unbedingt eine kaufmännische Ausbildung genossen haben, muss von Marketing, von Werbung gewisse Kenntnisse haben.

PR: Steht im Photohandel der Aufwand an Einsatz, an investierten Mitteln im Einklang mit dem finanziellen Erfolg? Wenn man Einblick hat in die Branche, kommt man zur Überzeugung, dass in anderen Berufen leichterer und sicherer Geld verdient wird.

HB: Da kann ich Ihnen beipflichten. Ich bin der Meinung, dass noch Idealismus nötig ist. Im Grunde steht der Aufwand an Investitionen, vor allem aber auch der Arbeitseinsatz nicht unbedingt in einem normalen Verhältnis zum Ertrag. Bei einer andern Tätigkeit könnte jemand heute bei weniger Aufwand vielleicht mehr verdienen.

PR: Welche durchschnittliche Marge (zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis) müsste ein Photohändler heute haben, um normal zu verdienen? In früheren Jahren waren dies ja gegen 40%.
HB: Damit ein normaler Verdienst erwirtschaftet werden kann, müssen es 30 bis 32% sein.

PR: Wie gross ist Ihre Verkaufsfläche?
HB: Etwa 100 Quadratmeter.

PR: Wie viele Mitarbeiter sind im Verkauf tätig?
HB: 10 bis 12.

PR: Führen Sie auch fachphotographische Arbeiten (Hochzeitsreportagen, Reproduktionen usw.) aus?
HB: Nein.

PR: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie mit administrativen Arbeiten?
HB: 4, inklusive Versand von Photoarbeiten.

PR: Beschäftigten Sie sich früher nicht noch mit Brillenoptik?
HB: Diesen Zweig habe ich vor drei Monaten aufgegeben, zum Erstaunen aller Kollegen und Optiker, «weil man ja an der Brillenoptik gut verdient».  

PR: Wie oft sollte man das Lager umschlagen jährlich?
HB: Man muss unterscheiden zwischen Photoarbeiten, Filmverkauf und Geräteverkauf, man müsste dies auseinander halten. Es sollte 3- bis 4mal ein Lagerumschlag stattfinden.

PR: Wie sind ihre Lagerverhältnisse?
HB: Von den gängigen Modellen müssen mehrere an Lager sein, einmal der Einkaufskonditionen wegen, dann auch wegen der Lieferschwierigkeiten der     Importeure. Sie sehen, dass wir auch alle Objektive, alles Zubehör der gängigen Marken haben.

PR: Wie geht das Geschäft mit Zoom-Objektiven?
HB: Sehr gut. Bei gewissen Marken bekommen wir nicht genug Ware; wenn diese eintrifft, sind schon alle verkauft.

PR: Wie ist der Anteil des Bildergeschäftes an Ihrem Umsatz?
HB: 35-40%.

PR: Können Sie uns Einzelheiten sagen über das Bildergeschäft?
HB: Wir arbeiten nur mit einem einzi­gen Labor. Wenn man ein wichtiger Kunde ist, kann man               maximale Qualität verlangen. Die äussere Arbeitstasche trägt unsern Namen, die innere Tasche mit Film und Bildern wechseln wir aus. Dabei kontrollieren wir die Qualität. Recht viele unserer Kunden verlangen eine Blatt oder eine Archivkopie, vor der Bildbestellung oder gleichzeitig. Dies ist ein Zusatzgeschäft, dem Kunden dient sie zur Archivierung.

PR: Wie ist das Verhältnis von Negativbildern zu Farbbildern ab Dias?

HB: Vom Dia werden etwa zehn Prozent unserer Farbbilder gemacht.

PR: Wie beurteilen Sie die Zukunft des Bildergeschäftes?

HB: Positiv. Es wird immer Kunden geben, die ein gutes Farbbild wollen. Wir haben uns auch auf dieses Geschäft eingerichtet. Wir haben eine Bilderwand, da können die Kunden sehen, was es alles an Formaten usw. gibt, wie wenig diese Bilder kosten. Sie können die Arbeitstasche selbst ausfüllen, es aber auch durch die Verkäufer machen lassen. In Stosszeiten stehen die Kunden allerdings schon in Dreierreihen vor dem Ladentisch.

PR: Wird das Sofortbild zunehmen?
HB: Bestimmt.

PR: Wie steht es mit Sofortbildkameras Polaroid - Kodak?
HB: Polaroid ist noch bedeutend stärker. Bei vielen Leuten ist eben Sofortbild identisch mit Polaroid.

PR: Wie ist das Verhältnis Sofortbildkamera zur gewöhnlichen Kamera, stückmässig?
HB: 9% sind Sofortbildkameras.

PR: Sind Sie einer Händlergruppe angeschlossen
HB: Nein.

PR: Was halten Sie von Video?
HB: Sicher wird Video kommen, jetzt ist es noch zu früh. Wir verfolgen alle Publikationen aufmerksam. Sicher wird Video nur für den ein Geschäft, der fähig ist, solches zu verkaufen.

PR: Wie steht es mit dem Schmalfilmgeschäft?
HB: Auch bei uns war Schmalfilm in den letzten Jahren rückläufig. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit dieses Geschäft nicht weiter zurückgeht. Was beim Photohändler sicher fehlt, sind schmalfilmbegeisterte Mitarbeiter. Unter unsern Lehrlingen z. B. ist nicht ein einziger, der einmal eine Schmalfilmkamera zu Versuchen mit nach Hause nehmen möchte. Nach sechs Monaten schon haben sie alle Spiegelreflexkameras kennengelernt, für den Schmalfilm aber interessieren sie sich nicht. Wir müssen sie zwingen zum Filmen. In jedem Geschäft müssten 1 bis 2 Mitarbeiter diesem Hobby frönen, durch ihre Begeisterung und ihre Kenntnisse die Kunden anstecken. Sicher läge im Schmalfilmgeschäft noch allerhand. Dabei geben wir den billigen Kameras keine so grossen Chancen, eher, entsprechend dem doch gehobenen technischen Niveau des Schweizers, Filmkameras höherer Qualitätsklasse. Wer schon die Mühe des Schneidens usw. auf sich nimmt, will auch eine Filmkamera, die ihm viel Möglichkeiten bietet.

PR: Wie ist das Verhältnis Stehbildgeräte/Schmalfilmgeräte?
HB: 87% zu 13%.

PR: Wieviele Polavisionsgeräte haben Sie schon verkauft?
HB: Keines, trotzdem wir sie im Schaufenster an vorderster Stelle gezeigt haben.

PR: Geben Sie der Polavision mit Ton eine bessere Chance?
HB: Möglicherweise.

PR: Welche Spiegelreflex wird bei Ihnen am meisten verlangt?
HB: Die Konica, auch die Canon liegt gut im Rennen, die Nachfrage der neuen Nikon EM, der Minolta-Modelle und der kleinen Pentax 110 ist erfreulich.

PR: Was glauben Sie, schätzen die Kunden bei Ihnen?
HB: Atmosphäre, Beratung, Service, die Kunden haben Vertrauen.

PR: Kommen die Kunden nicht zu Ihnen zur Beratung und gehen zu Eschenmoser zum Kauf?
HB: Heute nicht mehr, das lohnt sich für den Kunden kaum.

PR: Welchen Architekten hatten Sie für den neulichen Ladenumbau?
HB: Wir hatten den Laden schon vor zehn Jahren umgebaut, kürzlich nur einige Veränderungen gemacht. Projektionsecke vom Laden aus einsehbar (das kann           andere Kunden interessieren), dann die Colorbild Ecke mit einem zusätzlichen Selbstbedienungspult, die Beleuchtung, die farbigen Wände usw. usw., für diese Arbeiten hatten wir Karl Steiner, Ladenbau-Abteilung.

PR: Schätzen Sie Werbeaktionen der Lieferanten?
HB: Ja, sehr, aber keine Gemeinschaftsaktionen, nur unter unserem Namen.

PR: Wie sehen Sie die Zukunft des Photohandels?
HB: Die Zukunftsaussichten sind sehr gut, aber man muss sich einsetzen.

Hermann Bär führte noch weiter aus:
Beim Ladenumbau suchten wir nach einer kundenfreundlichen Ausstattung, anregend zum Photographieren. Was heute - oder gestern - Mode war, was uns auch der Architekt empfohlen hatte: dunkler Boden, dunkle Decke, nur mit Spotlicht die Verkaufsstellen beleuchtet, haben wir abgelehnt. Der ganze Laden ist umschlossen durch Grossphotos, von eigenen Aufnahmen. Der Kunde sieht, das der Besitzer selbst Freude am Photographieren hat.

Die Musterwand in der Farbbildabteilung hat einen deutlichen Aufschwung dieses Geschäftes gebracht.

Vom Personal verlangen wir Gepflegtheit, Freundlichkeit und natürlich Fachkenntnisse. Alle Bevölkerungskreise sollen sich in unserem Laden wohl fühlen.
Die Schaufenster werden lange Zeit im vorausgeplant, je nach Saison. Für die Werbung benützen wir die Neue Zürcher Zeitung, das Tagblatt der Stadt Zürich, den Tages-Anzeiger und selber gestaltete Prospekte. Hermann Bär steht täglich mehrere Stunden selbst im Laden und bedient Kunden, das sei die beste Werbung und Marktforschung, meint er.

Der Kunde liebt das Gespräch in hellen, farbenfrohen Räumen. Hermann Bär in seinem Büro; immer finden wir ihn zwar nicht hier. Regelmässig steht er auch hinter dem Ladentisch. Kontakt mit dem Kunden ist diesem grossen Verkäufer alles.

Die Redaktion dankt Hermann Bär herzlich für dieses offene Gespräch.    K.

Photorundschau 1985