Hans Hausamann

Hausamann, Hans 6.3.1897-17.12.1974
Dr. h. c., Kaufmann, Nachrichtenoffizier

Daten zur Biographie Geb. in Appenzell; Aufbau eigener Fotogeschäfte in St. Gallen und Zürich; im Ersten Weltkrieg Leutnant; radikaler Gegner der Linken; Einsatz für eine starke Landesverteidigung; in den dreissiger Jahren Pressechef der "Schweizerischen Offiziersgesellschaft" (SOG). Nach anfänglicher Sympathie für das Dritte Reich Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Ab 1937 wehrpolitischer Berater der SPS; Zusammenarbeit mit Hans Oprecht. Aufbau eines eigenen Nachrichtendienstes "Büro Ha" (Büro Hausamann) in Teufen (AR) und später in Luzern, das während des Zweiten Weltkrieges dem Nachrichtenchef Roger Masson unterstellt war; direkter Zugang zum General und zum Chef des Eidgenössischen Militärdepartements (EMD). 1940 Mitwirkung bei der "Offiziersverschwörung", deren Mitglieder bedingungslosen Widerstand gegen einen deutschen Angriff leisten wollten; Auflösung durch General Guisan und disziplinarische Bestrafung der Teilnehmer. Gegner von Bundesrat Pilet-Golaz. Sommer 1940 Mitbegründer der "Aktion Nationaler Widerstand" mit dem Ziel, den Widerstandsgedanken zur Erhaltung der Unabhängigkeit der Schweiz zu stärken. 1973 Dr. h. c. der Staatswissenschaften der Hochschule St. Gallen.

Teilnachlass0,6 Lfm, 2 MF; Übernahme 1992-1994; Verzeichnis 1992
Der Hauptteil des Nachlasses befindet sich im Schweizerischen Bundesarchiv Bern; weitere Unterlagen im Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg.

Tätigkeit Kontroversen Marino Bodenmann (KPS, PdA) und Wilhelm Gustloff (NSDAP); "Information der Woche", Jg. 1-4, 1940-1944;militärische und politische Berichte 1940-1943 (beigefügt "Kommentare zu den Berichten, Teile I-IV" von Jürg Meister, 1993); "Persönliches" 1935-1947 (verschiedene Berichte u. a. über die SP und die Affäre Klaus Hügel); diverse Korrespondenzen und "Bericht Eggen" betr. Beziehungen zum SS-General Walter Schellenberg.

Literatur Erwin Bucher: Zwischen Bundesrat und General. Schweizer Politik und Armee im Zweiten Weltkrieg, St. Gallen 1991.

Alphons Matt: Zwischen allen Fronten. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht des Büro Ha. Frauenfeld/Stuttgart 1969. Hausamann, Hans  6.3.1897 Appenzell, 17.12.1974 Orselina, ref., von Basel und Unterstammheim. Sohn des Ernst Gottfried, Fotografen. ∞ 1923 Erika Neuhauser, Tochter des Emil, Textilfabrikanten. Schulen in Heiden und Lausanne. Als Fotograf begründete H. 1925 das Fotohandelsunternehmen Hausamann & Co. AG mit Fachgeschäften und Laboren in St. Gallen und Zürich und dem ersten Versandhandel in der Schweiz. In den 1930er Jahren baute er einen Pressedienst auf, um dem verbreiteten Antimilitarismus und Defätismus entgegenzuwirken und eine erneuerte, einige und widerstandsfähige Schweiz zu schaffen. Er war Leiter des Armee-Lehrfilmdiensts, bis 1936 Pressechef der Schweiz. Offiziersgesellschaft (SOG) und in deren Auftrag Leiter der Abstimmungskampagne zugunsten der sog. Wehrvorlage (Dienstverlängerung), die 1935 angenommen wurde. 1938 wurde H. auf Vorschlag Hans Oprechts wehrpolit. Berater der SP. Seinen Pressedienst machte H. ab 1935 der militär. Nachrichtenbeschaffung dienstbar, ohne jedoch die beiden Bereiche zu trennen. Er baute das sog. Büro Ha. in Teufen (AR) auf, das 1940 in die Nähe von Luzern verlegt wurde und im Krieg als eigenständige Organisation dem militär. Nachrichtendienst angegliedert war. H. war die treibende Kraft der 1940-43 gegen Bundesrat Marcel Pilet-Golaz gerichteten Propaganda. Im Juli 1940 gehörte er der Kerngruppe des Offiziersbundes an und war Mitbegründer dessen ziviler Nachfolgeorganisation, der Aktion nationaler Widerstand (Sept. 1940), sowie der Eidg. Gemeinschaft (Jan. 1941). Für die Sektion Heer und Haus war H. als Referent tätig. Im Herbst 1945 übernahm er weitgehend die Aufgaben eines fehlenden eidg. Verbindungsoffiziers zu den franz. Truppen in Vorarlberg. Nach der Liquidation des Büros Ha. 1946 engagierte er sich erneut in der Direktion seines Unternehmens. An der Hochschule St. Gallen hielt er militärgeschichtl. Vorlesungen zum 2. Weltkrieg. 1954 initiierte H. die Internat. Pferdesporttage in St. Gallen, die er bis 1965 leitete. Mitglied der Freimaurerloge Alpina, 1973 Dr. h.c. der Hochschule St. Gallen.

Archive
-BAR, Teilnachlass
-AfZ, Teilnachlass

Literatur
-G. Schürch et al., Hans H., 1897-1974, 1984
-E. Bucher, Zwischen Bundesrat und General, 21993
-C. Hauser, «Aux origines du "Büro Ha"», in SZG 44, 1994, 144-165
Autor: Thomas Fuchs